Mann in schwarzem Anzug, der nach oben schaut, vor einem modernen Gebäude im Hintergrund--Große, kunstvoll verzierte Holztür, die zu einem eleganten Raum führt, mit sichtbarem Holzfußboden und modernen Möbeln im Hintergrund--Modernes Wohnzimmer mit einer Wand aus grauem Naturstein, einer Treppe, modernen Sesseln und einem Schachbrett in der Mitte--Porträt eines Mannes im Anzug, der nachdenklich zur Seite blickt, vor einem modernen Gebäude mit gestreiftem Muster--Offenes Wohnzimmer mit Bücherregal, Tisch, Sessel und Kamin--Offener Kamin mit Glasfront, davor zwei weiße Sessel mit schwarzen Armlehnen, ein Schachtisch und ein silberner Hocker, im Hintergrund ein grünes Sofa und eine Holzverkleidung--Offene Küche mit Holz- und Marmorelementen, hängendem Glasregal und Blick auf einen begrünten Garten mit Bäumen und Farnen--Hand mit auffälligen Ringen und silberner Armbanduhr ruht auf der Rückenlehne eines gepolsterten Stuhls
Art of Pioneering

Design kommt von Denken

Gregor Eichinger gehört unangefochten zu den Größen der österreichischen Architekturszene. Mit Josef Göbel verbindet ihn nicht nur eine langjährige berufliche Partnerschaft, sondern auch die Liebe zum Handwerk und das Gefühl für Räume.

Credits Fotos: Gao Alice, Königshofer Michael

Credits Design: Wiederin Alex, Eichinger Gregor

In der Selbstbeschreibung Ihres Büros steht unter anderem auf der Website, Sie würden die Atmosphäre eines Raumes gestalten. Wie „gestaltet“ man Atmosphäre?

Gregor Eichinger

Atmosphäre entsteht durch die nicht zeichenbaren Elemente der Architektur. Wir machen für alles Pläne und haben da natürlich auch das notwenige Know-how. Atmosphäre allerdings ist eine Metaebene, die man durch Dinge wie z. B. Licht, Akustik und Geruch entstehen lässt. Dazu gehört auch, wie sich der Körper im Raum verhält, wozu der Raum ihn einlädt. Diese äußerst sinnlichen Erlebnisse – sinnlich deshalb, weil wir den Raum eben nicht nur sehen oder anfassen, sondern mit allen Sinnen erfassen – lassen Atmosphäre entstehen. Da gibt es dann eben ein paar Dinge, über die wir reden müssen.

Zum Beispiel?

Gregor Eichinger

Die Haptik. Der Stoff zum Beispiel muss dann bei Berührung auch das halten, was er beim Anschauen versprochen hat. Dann natürlich Licht. Und wenn ich mit Licht arbeite, dann muss ich auch mit Dunkelheit arbeiten. Das ist eigentlich der weit wichtigere Faktor: der Schatten. Und worum es dann in letzter Konsequenz geht, ist, dass das Ganze eine Selbstverständlichkeit bekommt. Das Ziel ist sinnliches Erleben, gepaart mit Schönheit und Eleganz. Und Eleganz kommt eben aus der Selbstverständlichkeit heraus. Wenn etwas Sinn macht. Und ich mich nicht fragen muss, warum ich das jetzt überhaupt brauche – dann kann es elegant sein.

Gregor Eichinger
Decorative
Decorative

Decorative

Ist das der Weg, neue Technologien zu implementieren?

Gregor Eichinger

Genau das ist ein Weg. Ich erinnere mich an folgende Geschichte: Ein Freund von mir hat vor ungefähr 40 Jahren einen japanischen Meisterhandwerker besucht, der Bögen baut. Ein alter Mann, der mit traditionellen Werkzeugen Bögen baut. Dieser Freund also war in Japan bei dem Bogenbauer in der Werkstatt und ist im Anschluss mit ihm im Auto mitgefahren. Der Japaner hatte in seinem Auto schon ein Navi – auch der alte Meister verwendete also, mit einer Art von Selbstverständlichkeit, die neuesten technischen Errungenschaften. Und darum geht es: Neues einzusetzen, wo es sinnvoll ist. Man kann nicht sagen: Früher haben sie’s so gemacht, deswegen machen wir es auch so. Man muss herausfinden, worin der Vorteil liegt, warum man es früher so oder so gemacht hat. Und dann muss man sehen, ob man diesen Vorteil weiterentwickeln oder andere Vorteile hinzufügen kann.

Welche Bedeutung hat das „richtige“ Material?

Gregor Eichinger

Ich glaube, wir als Menschen brauchen das Echte. Wenn etwas nur in Kunststoff ausgeführt werden kann, dann freue ich mich auch, wenn es Kunststoff ist und wie Kunststoff aussieht. Aber ich möchte nicht haben, dass etwas, das echt ist – also etwa ein Holzboden – durch billige Ware ersetzt wird. Das ist ein großes Problem der Menschheit – das Ersetzen durch Billigeres. Die meisten Ideen in unserer Gesellschaft beginnen großartig. Und werden dann im Laufe der Zeit durch kluge Manager immer billiger hergestellt. Und so kommt das dann, dass wir mit dem Orientexpress anfangen und beim Bordrestaurant im Railjet enden. Darum ist es wichtig, dass man, wenn man Handwerk macht und so eine reichhaltige Vergangenheit hat wie Josef Göbel, sich die Dinge auch bewahrt und sich anschaut, wie’s gemacht wurde. Dass man an die Anfänge zurückgeht. Weil es uns guttut. Weil wir Menschen Wesen sind, die das Echte brauchen. Wir brauchen Schönheit. Auch wenn’s optisch jeder anders definiert. Wir brauchen die Schönheit, wir brauchen das Erlebnis, sonst betrüben wir laufend unsere Sinne.

Gregor Eichinger

Sie sagen auch, dass Sie Architektur von innen nach außen entwickeln. Die meisten Menschen denken bei Architektur zuerst an die Gebäudehülle…

Gregor Eichinger

Ah ja, „the Dancers in the Street“. So wird’s vielfach wahrgenommen. Und so wird’s vielfach auch betrieben. Viele Architekten flüchten in den Städtebau. Sie wollen nur noch die großen Projekte machen. Da werden dann Gebäude in den Straßen abgestellt. Die Straßen von Dubai sind genau das: das Abstellen von Gefäßen, Statuen. Da noch ein Twist oder noch ein Element, das sich dreht. Uns interessiert, das Gebäude von innen heraus zu entwickeln. Die äußere Form ist das Letzte. Sie entsteht aus dem, was innen stattfindet. Jetzt haben wir leider das Problem, dass wir diese unglaublichen Figuren haben. Und innen drinnen haben wir banalste Räume. Das Aufregende steckt in der Fassade. Das ist natürlich ein bisschen so, wie wenn ich mir ein neues G’wandl kaufe und sage, dadurch jetzt ein toller Typ zu sein.

Die eigentliche Kunst wäre ja, Räume zu schaffen, in denen das Leben Spaß macht oder nicht?

Gregor Eichinger

Und solche, in denen man sich verstanden fühlt. Das ist eigentlich das, worauf es ankommt, damit man sich drinnen gerne aufhält. Dass die Architektur und das Innenleben auf den Menschen abgestimmt sind.

„Genau auf den Menschen abgestimmt“ ist ein gutes Stichwort. Das New York-Apartment ist ja so ein Projekt, wo alles nach Maß gefertigt wurde. Was steckt da drinnen?

Gregor Eichinger

Man spürt viel Wiener Werkstätte. Man spürt noch das Handwerk. Das, was immer mehr verloren geht. Und das war eigentlich das Schöne für uns. Dass wir das mit Josef Göbel umsetzen konnten. Uns war klar, dass wir, wenn wir mit Firmen vor Ort arbeiten, das alles nicht umsetzen können. Wir haben den Kunden vor allem auch mit der Qualität der Ausführung überzeugt und dass man die Qualität auch sieht. Das Projekt feiert den österreichischen Zugang zur Architektur über das Handwerk. Wichtig ist natürlich auch, dass das Ding „alle Stückeln“ spielt. Wir haben gestaltet, wie Dinge sich öffnen, wie sie sich verschieben lassen. Wir haben selbst die Türklinken design und in die Bäder horizontale Fugen integriert, in die sich von uns eigens gestaltete Elemente einhängen lassen. Genau dort, wo man sie braucht.

„Wir haben den Kunden vor allem mit der Qualität der Ausführung 
(in Österreich) überzeugt und dass man diese Qualität auch sieht. Das Projekt feiert den österreichischen Zugang zur Architektur über das Handwerk.“

Gregor Eichinger

Architekt

Wie gelangt man zu solchen Ideen wie eigens gestalteten Türklinken oder etwa auch den ausfahrbaren Leuchten in der Seliger-Bar, die mit 100 Jahre alten Kimonostoffen bespannt sind?

Gregor Eichinger

Man muss den nächsten Schritt machen. Im Fall der Bar etwa wissen wir, dass wir Leuchten brauchen. Wenn wir das schönste Licht wollen, dann müssen die Leuchten stoffbezogen sein. Und dann ist die Frage: welcher Stoff? Und da können Sie in verschiedene Richtungen gehen. Wenn Sie die aus dem Nachthemd der Romy Schneider gestalten, ist das aber vielleicht zu persönlich. Design kommt von Denken. Man muss einen Schritt nach dem anderen gehen. Das durchdenken. Und dann kann man das finden, was wirklich passt.

Haben Sie auch das Gefühl, dass diese Denkarbeit immer weniger gemacht wird?

Gregor Eichinger

Eine meiner Heldinnen ist Vivienne Westwood und die hat auch gesagt: „Die Dinge werden nicht mehr zu Ende gedacht.“ Und das ist in der Mode ja auch so. Es wird seinem Schöpfer schon entrissen, noch bevor es fertig ist, weil man ja schon Geld verdienen muss. Im Moment haben wir auch das Problem, dass wir mit so kurzen Aufmerksamkeitsspannen arbeiten müssen. Es gibt ja Studien dazu: 2 Sekunden ist alles, was man bekommt, wenn man zum Beispiel in der Werbung arbeitet. Und drum glaube ich, dass man, wenn man physisch was erlebt, z. B. in einem Raum ist, da dann noch mehr erreichen kann. Ein Raum wird ja Gott sei Dank noch ganz anders konsumiert. Drum muss man ihn auch zu Ende denken.

Decorative
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