Räume mit so großer Wirkung, dass es „fast egal ist, welche
Möbel hineinkommen“.

Linker Hand, gleich neben dem Besprechungsraum im Erdgeschoß, dort liegt im Josef-Göbel-
Gebäude in Fladnitz das Büro von Jürgen Kalcher-Rothenstein – direkt im Nebenraum ist sein
Team zuhause. Während dort die 3D-Programme zur Hochform auflaufen, beweist ein Blick in
Jürgens Büro, hier arbeitet ein kreativer Geist noch oldschool im besten Sinne. Skizzen und
Entwürfe überall. Von Hand gezeichnet. Mit Sinn fürs Detail, aber auch mit Liebe zum großen
Ganzen. Der Mann, der hier über seinen Tisch gebeugt Räume am Papier austüftelt, passt
optisch irgendwie ins Bild. Stil: très chic. Und an seiner Kappe auch aus der Ferne leicht zu
erkennen. Mehr als 30 Jahre Erfahrung bringt der gebürtige Burgenländer mit. So manches
erfolgreiche Restaurant oder außergewöhnliche Wohnzimmer finden ihren Anfang hier:
zwischen Entwurfsblättern und 3D-Entwürfen im Team von Jürgen Kalcher-Rothenstein.


Der versteht sich und die Arbeit seines Teams als verlängerten Arm des Kunden. „Unsere
Hauptaufgabe ist es, zuerst einmal ein Konzept zu erstellen. Bei Josef Göbel sind wir nicht die
typischen Möbeltischler, wir versuchen Raum- und Erschließungskonzepte zu entwickeln.“
Klingt simpel, ist es aber, wie schon ein Blick auf die Entwurfszeichnungen beweist, höchstens
in der Theorie. Die Grundlagenarbeit am Raum aber zahlt sich am Ende aus, findet der
Designer: „Wenn einmal das Konzept steht, dann ist es eigentlich fast egal, welche Möbel
hineinkommen. Dann hat der Raum schon einmal eine gewisse Wirkung.“

Jürgen Kalcher-Rothenstein
hineinkommen. Da hat der Raum schon eine gewisse
Wirkung.”



Von Zufällen und Familiensachen
Stichwort Wirkung: Die hat auch das Firmengebäude in Fladnitz bei ihm hinterlassen. Den Chef
– den Josef – kennt er seit der gemeinsamen Zeit in der HTL. Zu Josef Göbel – dem
Unternehmen – gekommen ist der Gestalter aus dem Südburgenland aber erst vor 10 Jahren.
„Als ich meinen 40. Geburtstag gefeiert habe, habe ich mir gedacht, ich muss mir einmal das
(Josef Göbel, Anm.) Werk anschauen. Ich bin hier vorbeigefahren, hab’ das Bürogebäude
gesehen und mir gleich gedacht, wow, nur Gegend, und dann dieses Werk. Ein paar Jahre
später haben sich unsere Wege dann so schön gekreuzt, so bin ich durch viele glückliche
Zufälle hergekommen – wenn man an Zufälle glaubt.“ So tauscht er schließlich 2014 Frankfurt
gegen Fladnitz. 13 Jahre war er in Deutschland für ein großes Ladenbau-Unternehmen
international tätig gewesen. Schwer ist ihm die Umstellung von der Mainmetropole zur
Teichalm aber sichtlich nicht gefallen.
Mittlerweile wohnt Jürgen Kalcher-Rothenstein in der Nähe. Der Familiennachzug funktioniert
ebenfalls: Bruder Wolfgang – mit dem er seit Anfang seiner Berufskarriere immer wieder
zusammenarbeitet – ist seit 2017 im Projektmanagement für die andere Seite der Aufträge
zuständig. Zusammen arbeiten die beiden etwa an Projekten wie der Steirer Apotheke in
Weiz. Und die nächste Generation macht sich schon auf den Weg in Papas Fußstapfen zu
treten. Tochter Anna-Sophie absolviert bei Josef Göbel gerade die Lehre zur
Tischlereitechnikerin.